Gastartikel

Die Toskana des Nordens

Weiter geht es im 6. Teil von Kurt Kuchinkes Radreise entlang der Saale. Die Tour führt von Naumburg weiter nach Bernburg. Dort hat er einen Abstecher in sein Heimatdorf Ilberstedt gemacht. Denn was bietet sich nach sechs Tagen im Sattel mehr an, als ein paar Nächte im eigenen Bett zu schlafen?

Früh aufstehen für die längste Strecke

Herzoglicher Weinberg Freyburg an der Unstrut. (Foto: Kurt Kuchinke)

Vergleichsweise früh bin ich in meiner Unterkunft „Kaiserhof“ aus dem Bett gestiegen. Das Frühstück musste separat gezahlt werden und schlug mit zehn Euro zu Buche. Doch ein guter Start muss sein. Schließlich stand mit etwa 130 Kilometern Strecke die längste Etappe auf dem Programm. Frisch gestärkt, meine Habe verstaut, ging es zunächst über Kleinjena in die etwa zehn Kilometer entfernte Winzerstadt Freyburg.

Die Toskana des Nordens

In Freyburg hatte ich mir die Besichtigung der Neuenburg vorgenommen. Der Ausblick — einmalig. Danach ging es entlang der Unstrut, vorbei an wunderschönen Weinbergen. Am „Steinernen Bilderbuch“ ging es zurück nach Naumburg. Hier setzte ich unweit der Unstrutmündung im malerischen Blütengrund mit der Fähre über die Saale hinüber.

Im Blütengrund bei Naumburg liegt das Steinerne Bilderbuch. (Foto: Kurt Kuchinke)

Landschaftlich fühlte ich mich wie in die Toskana versetzt. Und ehe ich mich versah, gelangte ich nach Schönburg. Auch hier stand die alte Burg über der Saale auf meinem Programm.

Bald darauf kam ich über Leißling in die Stadt Weißenfels. Durch den Tunnel unter dem Bahnhof radelte ich für eine kurze Stippvisite hinauf zum Schloss Neu-Augustusburg.

Crashkurs im Weinanbau

Nächste Station war Burgwerben, wo mir ein freundlicher Winzer einen Crashkurs in Weinanbau gab.

Ein Winzer in Burgwerben hat Kurt Kuchinke einen Crashkurs im Winzern gegeben.
(Foto: Kurt Kuchinke)

Bei der Unterquerung der Bundesautobahn 38 bei Schkortleben wunderte ich mich, dass gar kein Verkehr auf ihr floss. Später erfuhr ich, dass dort die Fahrbahn erneuert wird. Denn zwei Tage vor meiner Ankunft brannte dort ein Lkw aus. Weil er mit Gasflaschen beladen war, musste die Strecke saniert werden.

Als Nächstes wurde Großkorbetha passiert. Und ab Bad Dürrenberg, wo gerade die Landesgartenschau stattfand, erwartete ich eigentlich Chemiewerk an dem anderen. Zu meiner Überraschung ging der Weg aber an Leuna vorbei bis Merseburg durch grüne Landschaften.

Schloss und Dom Merseburg. (Foto: Kurt Kuchinke)

Im Vergleich zum damals gewohnten Bild der schwer belasteten Chemiegegend aus DDR-Zeiten hat sich die Umwelt positiv entwickelt. Sie hat sich erholt. In Merseburg stand das Schloss und der bekannte Rabenkäfig auf meinem Besichtigungsplan. Um ihn rankt sich eine tragische Geschichte.

Vorbei an Schkopau und den Buna-Werken fuhr ich weiter und unter der Saale-Elster Brücke hindurch. Endlich erreichte ich Halle an der Saale.

Burg Giebichenstein in Halle. (Foto: Kurt Kuchinke)

Ich fuhr immer entlang des Flusses und passierte den Ortsteil Böllberg. Anschließend überquerte ich die Peißnitzinsel. Dabei hatte ich einen Blick auf die Burg Giebichenstein. So erreichte ich das Lokal „Krug zum grünen Kranze“ in der Talstraße. Während meiner Pause konnte ich den halb leeren Akku per Schnellladung auffüllen. Immerhin standen noch rund 60 Kilometer bis Ilberstedt auf meinem Programm.

Planetarium Halle. (Foto: Kurt Kuchinke)

 Auch Frau Wandergans hat sich einmal von Halle auf den Weg nach Bernburg gemacht. Doch damals ist so einiges schiefgegangen, wie ihr hier lesen könnt.

Umleitung voraus

Derzeit ist wegen des Brückenbaus der Autobahn 143 (Westumfahrung Halle) die Straße zwischen Schiepzig und Salzmünde gesperrt. Deshalb entschied ich mich, von Dölau nur nach Brachwitz zu fahren. Auch hier überquerte ich die Saale mit der Fähre. Natürlich nicht ohne vorher dem zweitgrößten Menhir Mitteleuropas, der „Steinernen Jungfrau“, einen kurzen Besuch abzustatten.

Menhir Steinerne Jungfrau. (Foto: Kurt Kuchinke)

Wie im Film „Schussfahrt nach San Remo“ ging es steil hinunter nach Neuragoczy. Auf der anderen Saaleseite führte eine Behelfsstraße durch die Baustelle bei Döblitz. Mücheln mit einer der letzten Templerkirchen Deutschlands und Wettin mit dem markanten Schloss waren die nächsten Orte auf meinem Weg.

Im Salzlandkreis zu Hause

Durch das malerische Künstlerdorf Dobis mit seiner weißen Wand ging es nach Rothenburg mit Schifffahrtssäule und Schleuse. Danach fuhr ich vorüber am Panenaer und Teufelsgrund. Und unter der Könneraner Georgsburg bis zur kleinen Schifferstadt Alsleben weiter. Am Weg unterhalb des Renaissanceschlosses Plötzkau gelangte ich als Nächstes nach Gröna. Fast schon Heimat.

MS „Saalefee“ bei Gröna. (Foto: Kurt Kuchinke)

Die Radbrücke der deutschen Einheit gibt es seit 2004. Sie überspannt die Saale, und ich fuhr den Nebenweg nach Aderstedt, einem Ortsteil der Stadt Bernburg. Hier verließ ich den Saaleradweg, um über den Wipperradweg zur Übernachtung in meinen Heimatort Ilberstedt zu fahren.